
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat vor den wirtschaftlichen Folgen der wiederholten Aussagen von Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu Migration im Stadtbild gewarnt.
„Seine jüngsten Äußerungen verschärfen die gesellschaftliche Polarisierung und richten einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden an“, sagte Fratzscher dem „Handelsblatt“. Denn Deutschlands wirtschaftlicher Wohlstand und viele gute Arbeitsplätze hingen davon ab, ob Deutschland wieder attraktiver für die Zuwanderung vor allem hoch qualifizierter Menschen werde. „Die Botschaft des Bundeskanzlers schwächt die Willkommenskultur Deutschlands und wird den Fachkräftemangel in Deutschland in den kommenden Jahren verschärfen.“
Merz hatte die Themen Stadtbild, Migration und Abschiebepolitik in eine Verbindung gebracht und am Montag gesagt, er habe hierbei nichts zurückzunehmen. Fratzscher sagte: „Der Bundeskanzler scheint ein Problem darin zu sehen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist und dass das Stadtbild daher natürlich von Menschen mit Migrationsgeschichte geprägt ist.“
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mahnte angesichts der hitzigen Diskussion zu mehr Differenzierung. „Man kann nicht oft genug darauf hinweisen: In der Migrationsdebatte wird zu wenig getrennt zwischen der Fachkräftezuwanderung einerseits und Menschen, die aus humanitären oder sonstigen Gründen nach Deutschland kommen“, sagte der Leiter des IW-Hauptstadtbüros, Knut Bergmann, dem „Handelsblatt“. Dass Deutschland ökonomisch die Zuwanderung von Fachkräften benötige, sei unstrittig. Auch wenn er „keine sehr geschickte Formulierung“ gewählt habe, stehe außer Frage, dass der Kanzler „den gesellschaftlichen Beitrag von gut integrierten Migranten in Deutschland wertschätzt“.
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