Katar droht Europa mit Gas-Embargo wegen EU-Klimaschutzrichtlinie

Katar will Europa kein Gas mehr liefern, sollte sich die EU weigern, bestimmte Klimaschutzauflagen aus ihrer Lieferkettenrichtlinie zu streichen.

Über die schriftliche Androhung des Embargos und eine Liste mit konkreten Änderungsvorschlägen zur EU-Direktive berichtet die „Welt am Sonntag“. Die EU-Kommission bestätigte der Zeitung, dass ein entsprechendes Schreiben eingegangen sei.

Die EU müsse weitere Änderungen an der Lieferkettenrichtlinie vornehmen, sonst „wird der Staat Katar und QatarEnergy ernsthaft alternative Märkte außerhalb der EU für unser LNG und andere Produkte in Betracht ziehen müssen, die ein stabileres und unternehmensfreundlicheres Geschäftsumfeld bieten“, heißt es in dem vierseitigen Schreiben, das Energieminister Saad Sherida Al-Kaabi im Mai an mehrere europäische Regierungen verschickt hatte. Die Zeitung beruft sich konkret auf den an die Regierung Belgiens adressierten Brief. Die Bundesregierung erklärte derweil, dass man sich grundsätzlich nicht zu vertraulicher Korrespondenz mit anderen Staaten äußere.

Der dem Klimaschutz gewidmete Artikel 22 der EU-Direktive, genannt „Corporate Sustainability Due Diligence Directive“ (CSDDD), enthalte „offensichtliche Unstimmigkeiten und Spannungen“ mit den in Katar geltenden Gesetzen und Standards, führt der Minister aus. Die im Pariser Weltklimavertrag von 2015 festgelegten Prinzipien würden durch die Europäer verletzt: „Indem die CSDDD von Unternehmen außerhalb der EU verlangt, Klimaschutz-Übergangspläne umzusetzen, deren Vorgaben in vielen zentralen Aspekten sogar über die Ziele und Absichten des Pariser Klimaabkommens hinausgehen, untergräbt die Direktive die Souveränität anderer Nationen“ und schränke deren Recht ein, „eigene nationale Klimaschutz-Ziele festzulegen“.

Laut Statistikbehörde Eurostat deckte Katar im ersten Quartal dieses Jahres 10,8 Prozent des europäischen Bedarfs an verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG). Das Emirat ist damit drittwichtigster Versorger hinter Russland, das 17 Prozent des LNG liefert. Auf Platz 1 stehen die Tanker-Lieferungen der USA mit einem Anteil von 50,7 Prozent. Ohne die Lieferungen des Emirats dürften die spätestens 2028 geplanten Gas-Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland kaum durchzuhalten sein.

Foto: via dts Nachrichtenagentur

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